Unsere Forschungs-Philosophie
Wir sind Forscher, größtenteils am am Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie und Methodenlehre der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, und widmen uns seit mehreren Jahren dem Forschungsgegenstand „Verschwörungstheorie“. Dieses Thema macht es uns Psychologen nicht leicht.
Manche Theorien sind brandgefährlich, weil sie gegen Minderheiten hetzen. Antisemitische — und in jüngster Zeit auch antiislamsiche — Theorien konstruieren mit meist haarsträubenden Behauptungen „Weltverschwörungen“ und liefern so einen Vorwand zur Verfolgung der Minderheit.
Die andere Seite ist aber: Manche Theorien benennen tatsächliche Verschwörungen. Totalüberwachung? Autokonzerne, die vorsätzlich betrügen? Waffenlieferungen an totalitäre Regieme? Gepanschte Krebsmedikamente? Immer wieder erfahren wir von Gruppen von Menschen (das können die Mitarbeiter einer Apotheke sein, aber auch ein Zusammenschluss der wichtigsten westlichen Geheimdienste mit ihren Regierungen), die im Geheimen am Werk sind. Bei den großen wirtschaftlichen und politischen Skandalen gibt es meist schon Jahre vor dem offiziellen „Auffliegen“ der Affäre Menschen, die Indizien und Dokumente gesammelt haben und die schon lange öffentlich gewarnt haben. Nur hat ihnen niemand zugehört.
Eine naive Verteidigung von Verschwörungstheorien und Verschwörungstheoretikern wäre also falsch. Eine pauschale Ablehnung ebenso. Man muss schon genauer hinschauen und sowohl die Theorien als auch die Menschen, die an sie glauben, unvoreingenommen betrachten. Als Psychologen wollen wir dann verstehen, wann Menschen zu Verschwörungs-Erklärungen neigen. Welche Gedanken und Gefühle da im Spiel sind. Und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede all die Verschwörungstheorie-Spielarten auszeichnen.
Unvoreingenommen und kritisch zugleich stellen wir uns dem Phänomen.
In den vergangenen Jahren hat die psychologische Forschung zu diesem Thema Fahrt aufgenommen. Aber es gibt noch vieles, das wir nicht wissen. Langweilig wird uns also nicht.
„Das Vorgefundene einfach hinzunehmen, wie es ist; auch wenn es ungewohnt, unerwartet, unlogisch, widersinnig erscheint und unbezweifelten Annahmen oder vertrauten Gedankengängen widerspricht. Die Dinge selbst sprechen zu lassen, ohne Seitenblicke auf Bekanntes, früher Gelerntes, ‚Selbstverständliches‘, auf inhaltliches Wissen, Forderungen der Logik, Voreingenommenheiten des Sprachgebrauchs und Lücken des Wortschatzes. Der Sache mit Ehrfurcht und Liebe gegenüberzutreten, Zweifel und Mißtrauen aber gegebenenfalls zunächst vor allem gegen die Voraussetzungen und Begriffe zu richten, mit denen man das Gegebene bis dahin zu fassen suchte.“
Phänomenologisches Postulat von Wolfgang Metzger, „Psychologie“, 1954

Unser Buch: Am Anfang war die Verschwörungstheorie
Verschwörungstheorien sind so alt wie die Menscheit. Das Lösen verborgener Rätsel ist ein psychologisches Grundbedürfnis. In unserem Buch „Am Anfang war die Verschwörungstheorie“, erschienen 2017 bei Springer, betrachten wir Relevanz, Faszination und Gefahren dieses Phänomens aus psychologischer Perspektive.
Verschwörungstheorien psychologisch zu ergründen ist wichtig: Wir finden dieses Phänomen seit dem Beginn menschlicher Kultur. Oft sind sie fiktional, basieren manchmal aber auch auf realen Fakten. Angeblich bewachen Templerritter den heiligen Gral und Reptilienwesen kontrollieren die Welt; aber unsere gesamte digitale Kommunikation wird wahrscheinlich tatsächlich überwacht. Oft sind diese Theorien gefährlich und hetzerisch, andere fordern aktives Eintreten für Demokratie und Menschenrechte.
Die Verschwörungstheorie gibt es nicht und auch nicht die Verschwörungstheoretiker. Psychologische Grundmechanismen wie das Vergnügen an „guten Geschichten“, am Rätsellösen und der Wunsch nach Selbsterkenntnis spielen eine Rolle. Dieses Buch erklärt die Hintergründe und zeigt, wie man besser und souveräner auf Verschwörungstheorien reagiert, aber auch, was den Reiz von Verschwörungstheorien ausmacht.
Erhältlich im Buchhandel oder direkt bei Springer, als Buch oder eBook
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Diskussionen und Vorträgen
Wir sind der Meinung: Forschung muss sich der öffentlichen Diskussion stellen. Bei öffentlichen Vorträgen und Kongressen, bei Workshops und auch in Schulklassen informieren wir über das Thema. In jüngerer Zeit waren wir bei Fragen zur psychologischen Dynamik der SARS-CoV-2-Kirse, Interview-Partner und Ansprechpartner für lokale und überregionale Medien in Fernsehen, Rundfunk, Print und Online.


